Im Tirler schwören
alle auf Trenker
Zugegeben, es ist eine Frage, die uns in den Ohren schmerzt: Wer ist Luis Trenker? Wenigstens das Modelabel müssen Sie kennen. Noch besser, wenn Sie vom Original wissen. Luis Trenker. Südtiroler Bergfilmpionier, Schauspieler, Architekt, Fabulierer. Im Tirler verehren wir beide. Warum? Da müssen wir kurz ausholen…
Zuerst St. Ulrich. Hannes Rabanser, Tirler-Hotelier, und Luis Trenker (1892-1990), der sein Urgroßvater sein könnte, stammen beide aus dem gleichen Dorf in Gröden. Dann die Seiser Alm, wo das Hotel Tirler liegt und auf der Luis Trenker Szenen aus seinem Film „Der verlorene Sohn“ (1934) drehte. Schließlich die Natur. Trenker, sagt Hannes Rabanser, habe die Berge geliebt, er habe seine Popularität gegen Ende seines Lebens für den Schutz der Seiser Alm eingesetzt. Als es 1995 auch noch Mode wurde, Trenker zu tragen, war Hannes Rabanser nicht zu halten.
Das Bozner Modelabel „Luis Trenker“ entstand kurz nach Trenkers Tod. Hannes Rabanser war sofort Feuer und Flamme. Er wollte alle seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Luis-Trenker-Kleidung ausstatten. Die Firma wunderte sich. „Solche Sachen machen wir nicht“, kriegte Hannes zu hören. Also steuerte er zielstrebig durch die Geschäfte, die die Marke führten, und suchte selber Größen und Farben zusammen. „Das war gar nicht so einfach“, erinnert er sich.
Das Modelabel: Verwirrung um Luis Trenker.
Seit 2001 tragen alle im Hotel Tirler Luis Trenker am Leib. Mit Firmenchef Michi Klemera sind die Tirler mittlerweile befreundet. Einige Zimmer wurden mit dem Label gemeinsam ausgestattet, im Restaurant sitzen Sie – wenn Sie Glück haben – in der Trenkerstube auf trenker-gebrandeten Stühlen. Als Hannes Rabanser sein Patenkind fragte: „Weißt du, wer Luis Trenker war?“, sagte dieses siegesgewiss: „Ein Modedesigner.“
Das Markenzeichen: Luis Trenker und die Berge – ungeschminkt.
Könnte Ihnen das auch passieren? Die Sonnenmaske im Eingang leuchtet prominent, ist aber nur Filmbegeisterten ein Begriff. Hannes Rabanser hat sie auf einer Auktion ersteigert. Sie stammt aus dem Film „Der verlorene Sohn“, dessen Bergszenen Trenker hier oben in der Nähe des Tirler gedreht hat. Die Goldmaske ist im Film das wichtigste Requisit. Die Story: Ein junger Mann verlässt die Berge, sucht in New York sein Glück und kehrt reumütig in die Berge zurück. Kritiker loben am Film vor allem die Kameraführung: Trenkers Überblendung der Südtiroler Berge mit den Wolkenkratzern in New York ging in die Filmgeschichte ein.
Zum Film kam Trenker in den 1920er Jahren, als Bergfilmer Arnold Fanck ein Schauspieler mit Klettererfahrung fehlte und Trenker einsprang. Eine Anekdote weiß, dass der junge Luis sich damals vehement dagegen wehrte, in Stummfilmmanier geschminkt zu werden. „Bergsteiger sind ja im Leben auch nicht geschminkt“, soll er gesagt haben. Und dabei blieb’s. Braun gebrannt hatte er seine große Zeit als Regisseur und Schauspieler während des Nationalsozialismus und in der Zeit des Faschismus. Seine Nähe zur Macht erschwert es Filmhistorikern bis heute, seine Werke einzuordnen. Trenker gilt als Bergfilmpionier, der das Studio verließ, um direkt am Berg zu drehen, und die Berge direkt in die Handlung einbezog. Gewürdigt wird sein Gespür für Drehbuch, Melodramatik und spektakuläre Schnitte. Seine politische Haltung in der Zeit der Diktaturen wird weitgehend als oppurtunistisch beschrieben, seine Memoiren als brillante Fabulierkunst gewertet.
Der Heimatbonus: Francesca Witzmann geht mit Trenker essen.
Im Tirler wird Luis Trenker der Heimatbonus zuteil. „Als Trenker starb, gab es keinen Berg, keinen Weg, keinen Hügel, der an ihn erinnerte“, sagt Hotelier Hannes Rabanser. Das wollte er im Tirler wettmachen. Vor dem Hotel sitzt Trenker nun als lebensgroße Bronzestatue in Erzählpose. Filmplakate und Szenenfotos erinnern im Hotel an jene Zeit, als Südtirol Hollywood nahe war wie sonst nie.
Wenn Sie genau schauen, entdecken Sie im Restaurant zwei Bergbilder, die Trenker gemalt hat. Daneben ein Foto, das Trenker mit Pinsel und Staffelei zeigt. Hannes Rabanser kaufte das Bild der Society-Fotografin Francesca Witzmann ab. Diese steckte das Geld in ein Kuvert. „Hier bleibt es. Reserviert für die Momente, wo ich mit Freunden zum Tirler zum Essen kommen werde“, sagte sie und kommt seitdem jedes Jahr.
Fehlt nur noch eine Widmung von Luis Trenker persönlich. Es gibt sie. Auf einer Postkarte vom 22. Juni 1975. Trenker bedankt sich bei Hannes Rabansers Mutter. Wenn Sie diese zwischen all den Bildern bei uns entdecken, haben wir es geschafft: Sie sind vom Trenker-Fieber angesteckt.